Soziale Arbeit 2

Soziale Arbeit 2 

Soziale Arbeit noch "in" ?

Oftmals hört man heute, dass die "Soziale Arbeit" in der heutigen Zeit immer mehr an Wertschätzung verliert. Stimmt dies oder laufen wir gar einem Mediengespenst hinterher, das uns dies alles nur vorgaukeln will? Dieser Frage sollten wir, die wir in der Sozialen Arbeit tätig sind, alle langsam annähern. 

Beginnen möchte ich mit den so genannten neuen Studienabschlüssen „Bachelor und Master", die eine so genannte weltweite vergleichbare Beurteilung der Abschlüsse ermöglichen sollen. Bislang war die Welt noch in Ordnung. Mit den bisherigen Diplomabschlüssen fanden wir uns alle im bestehenden BAT sowie den angelehnten Tarifverträgen wieder. 
Doch wo stehen wir jetzt? Verfolgt man die Diskussion, so rückt die versprochene Vergleichbarkeit der Abschlüsse in eine weite Ferne und wo diese Abschlüsse sich in einem neuen Tarifwesen wieder finden werden, steht auf ganz anderen Sternen. Aus gewerkschaftlicher Sicht kann hierzu, auch wegen der noch laufenden Tarifverhandlungen, noch nicht viel gesagt werden, jedoch ist nach meiner persönlichen Meinung eher eine Verschlechterung als Verbesserung in Sicht. 

Ein weiteres Phänomen, das wir im Bereich der Sozialen Arbeit beobachten müssen, ist der fortschreitende „outsourcing" Prozess der Träger in der Sozialen Arbeit. Kolleginnen und Kollegen stehen in Übergangsgesellschaften bzw. neuen Trägergebilden plötzlich neuen Tarifverträgen gegenüber, in denen sie unter Bedingungen arbeiten müssen, von denen sie bis dahin nie gerechnet hätten. Aber haben sie eine Wahl? 

Es gibt noch weitere Hinweise darauf, dass für die "Soziale Arbeit" langsam aber sicher eine neue Ära eingeleitet wird. Das zeigt sich u.a. an der Hartz - Gesetzgebung. Vom Kürzen der Leistungen für die Betroffenen, über Änderungen in den Ausschreibungen von Projektmaßnahmen bis hin zur Unsicherheit, wie es generell in diesem Bereich weiter gehen soll - derzeit bewegen wir uns hier in großen Nebelfeldern, was die Zukunft betrifft. Und wie lange wird es dauern, bis die Kolleginnen und Kollegen, die derzeit die Projekte leiten, sich selbst zu den Klienten zählen können? 

Bei den Trägern ist kräftiges Sparen angesagt. Absenken der Standards, was meist den Einsatz von professionellem Personal betrifft, der Einsatz von "Hilfskräften" auf Stellen, die bislang von Fachkräften besetzt waren, usw. - in der derzeitigen Situation scheint alles möglich. Verschiedene Träger gehen dazu über, pauschale Kürzungen vorzunehmen, was zum Schießen von Einrichtungen bzw. das sich Verabschieden aus Teilen der Sozialen Arbeit führt. 

Aber es gibt auch eine andere Seite der Medaille. So können wir in der letzten Zeit immer wieder von einem erhöhten Interesse am Studium der Sozialen Arbeit lesen. Also ist „Soziale Arbeit" doch in"? Wird vielleicht innerhalb der Gesellschaft letztendlich die Soziale Arbeit doch gewürdigt und es braucht nur noch Zeit, bis dies wieder in den Vordergrund tritt? 
Vielleicht müssen wir uns einfach nur neuen Bedingungen stellen. Eine wettbewerbsorientierte Gesellschaft benötigt auch ein wettbewerbsorientiertes Verhalten. Gelingt uns der Spagat zwischen den Idealen der Sozialen Arbeit und dem Wettbewerb? Schließen sich diese beiden Grundsätze nicht letztlich gegenseitig aus oder finden wir einen zukunftsweisenden Weg? 

In vielen Gesprächen diskutieren wir immer wieder, dass wir nur so stark sein können, wie wir Mitglieder vertreten. Ich möchte unsere Mitglieder einladen sich in ihren Behörden, Einrichtungen und in ihrem Umfeld die eigenen Interesse in der Soziale Arbeit einzusetzen und für den DBSH zu werben.
Ich möchte daher alle Mitglieder aufrufen bei Personalratswahlen bzw. Betriebsratswahlen für den DBSH und somit für die Soziale Arbeit zu kandidieren. Gerade hier haben wir die Möglichkeit wesentlich mitzuwirken. Über eine intensive Personalrats- bzw. Betriebsratsvertretung könnten wir ein Netz aufbauen, das uns in Zukunft einen wichtigen Bereich der Mitbestimmung und somit Mitgestaltung sichert. 

Wir alle repräsentieren diesen Berufsstand und wir alle können und müssen daran mitarbeiten die Notwendigkeit und die Leistungen, die hier erbracht werden, auch nach Außen zu tragen. 
Als Ansprechpartner für unsere Mitglieder stehen in den Bundesländern die jeweiligen Landesverbände und besonders die Mitglieder der Bundestarifkommission gerne als Ansprechpartner zur Verfügung. 

Soziale Arbeit, heute noch "in" ?? 

Ich denke ja. Gerade in der Zeit der Umbrüche, der Unsicherheiten, was die Zukunft betrifft, und des Wegfalls von finanziellen Mitteln sollten wir uns zu Wort melden. Wir sind wer, wir haben die Kompetenz und das Fachwissen. Wir können für die Zukunft Projekte entwickeln und wir können an der gesellschaftlichen Entwicklung in wesentlichen Bereich mitwirken.
Wir sollten uns daher intensiv für unsere Interesse einsetzen. So können wir auch die „Anwaltschaft" für unser Klientel besser vertreten. Ein „Tiger" ohne Zähne kann nicht beißen, sagt man. Daher lasst uns unser Wissen, unsere Energie und unserer Kraft für die Soziale Arbeit mit allem was dazu gehört einsetzen.

Veröffentlicht: Forum Sozial 2004 / Nummer 3 / Seite 35 
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